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Fit in den Frühling

So bereitest du dein Pferd auf die neue Saison vor

Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen beginnt für viele Pferdebesitzer die schönste Zeit des Jahres. Doch bevor es wieder auf lange Ausritte oder auf das erste Turnier der Saison geht, benötigt dein Pferd eine gezielte Vorbereitung. Fellwechsel, Fütterungsanpassungen und gezieltes Training sind jetzt besonders wichtig. Hier erfährst du, worauf du achten solltest.

Pflege und Unterstützung für dein Pferd

Fellwechsel

Im Frühling stellt sich das Pferd von Winterfell auf Sommerfell um. Diese Phase kann für das Pferd anstrengend sein, da der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft. Um den Fellwechsel zu erleichtern, solltest du auf folgende Punkte achten: 

Energielevel nach dem Winter regulieren

Fütterung anpassen

Nach den kalten Monaten verändert sich nicht nur das Fell, sondern oft auch der Energiebedarf deines Pferdes. Während im Winter oft energiereiches Futter nötig war, sollte die Fütterung jetzt individuell angepasst werden:

  • Langsame Umstellung auf Weidegras: Im Frühling beginnt das Gras wieder zu wachsen – doch zu schnelles Anweiden kann Koliken oder Hufrehe auslösen. Gewöhne dein Pferd daher schrittweise an frisches Grün.
  • Kraftfutter anpassen: Passe die Menge des Kraftfutters auf die Intensität der Bewegung an. Raufutter sollte immer reichlich zur Verfügung stehen.
  • Gezielte Zusatzfütterung: Bei Bedarf kannst du mit Stoffwechsel unterstützenden Ergänzungen arbeiten, um die Umstellung zu erleichtern.

Nach der Winterpause

Langsamer Muskelaufbau

Viele Pferde haben im Winter weniger gearbeitet und benötigen nun ein gezieltes Aufbautraining. Ein zu schneller Start kann zu Verspannungen oder sogar Verletzungen führen. Folgende Tipps helfen beim sanften Muskelaufbau:

  • Aufwärm- und Cool-Down-Phase: Besonders wichtig ist ein ausgiebiges Warmreiten, um Muskeln, Sehnen und Gelenke auf die Belastung vorzubereiten. Unterschätze die Arbeit im Schritt nicht! Ausgiebige Schrittphasen können mit lösenden Übungen kombiniert werden.
  • Gymnastizierung & Stangenarbeit: Bodenarbeit mit Cavaletti oder Stangen kann helfen, die Muskulatur gezielt aufzubauen. Ein langsamer Trainingsaufbau mit abwechslungsreichen Einheiten (Dressur, Longieren, Ausreiten) sorgt für eine schonende Stärkung des gesamten Körpers.
  • Schutz der Beine: Gerade bei im Frühjahr übermütigen Pferden, solltest du die Beine mit Gamaschen, Bandagen und Hufglocken schützen.

Tipps & Tricks

Reitübungen zum Muskelaufbau

Hier sind einige gezielte Reitübungen zum Muskelaufbau, die dein Pferd nach der Winterpause schonend stärken. Sie helfen, die Rückenmuskulatur, Hinterhand und allgemeine Kondition zu verbessern.

Bei den Übungen gilt wie überall: Die Ausführung sollte erst im Schritt richtig gelingen, bevor du zur nächsten Gangart übergehst. Was im Schritt nicht klappt, wird im Trab und Galopp nicht besser.

Außerdem: Wenn du merkst, dass dein Pferd sich langweilt, die Übung vorwegnimmt oder sich überfordert fühlt, mache mit einer anderen Übung weiter. Bei Überforderung solltest du einen Schritt zurückgehen und die Übung noch einmal langsamer und mit viel Geduld ausführen, bis dein Pferd verstanden hat, was es tun soll.

1. Übergänge reiten (Schritt – Trab – Galopp)

Ziel: Verbesserung der Kraft, Koordination und Hinterhandaktivität

  • Reite viele Übergänge erst aus dem Schritt zum Trab und zurück, dann nimmst du Trab - Galopp Übergänge hinzu.
  • Gib deinem Pferd Zeit, die Übung zu verstehen. Wenn dein Pferd die Übergänge vorwegnimmt, reite erst eine andere Übung oder reite die Übergänge an anderer Stelle.
  • Wechsel häufig zwischen Schritt, Trab und Galopp, um dein Pferd reaktionsschneller zu machen. Steigere das Tempo zwischen den Wechseln aber langsam.
  • Achte darauf, dass dein Pferd die Übergänge flüssig und mit aktiver Hinterhand ausführt. Dein Pferd sollte erst felißig an die Hand treten, bevor du einen Übergang reitest.

Trainingseffekt: Stärkt die Hinterhand, fördert die Tragkraft und verbessert die Losgelassenheit.

2. Stangenarbeit im Schritt & Trab mit Variationen

Ziel: gleichmäßiger Muskelaufbau & bessere Koordination. Diese Übung kannst du gut mit Übergängen kombinieren.

  • Lege 4–5 Stangen in gleichmäßigen Abständen (normaler Schritt ca. 80 cm, für höhere Herausforderung Abstand variieren).
  • Variiere die Höhe mit leicht Cavalettiblöcken, damit dein Pferd die Hufe hebt. Schütze Beine und Hufe mit Gamaschen und Hufglocken.
  • Kombiniere Stangen im Trab und Schritt, um die Bewegung und Aufmerksamkeit bewusst zu fördern.

Trainingseffekt: Fördert die Geschmeidigkeit und stärkt die gesamte Muskulatur.

3. Cavaletti-Arbeit im Trab & Galopp

Ziel: Kräftigung der Rückenmuskulatur & Verbesserung der Trittsicherheit.

  • Stelle 3–5 Cavaletti in einer Reihe auf (Abstand im Trab ca. 1,20 m, im Galopp ca. 3 m).
  • Lasse dein Pferd erst im Trab und später im Galopp darüber gehen.
  • Achte auf gleichmäßiges Tempo und einen ruhigen, ausbalancierten Sitz.

Trainingseffekt: Baut gezielt Rücken- und Hinterhandmuskulatur auf, verbessert die Koordination.

4. Seitengänge (Schulterherein, Travers, Traversale)

Ziel: Stärkung der Bauch- & Hinterhandmuskulatur, Förderung der Biegsamkeit

  • Diese Übungen lassen sich je nach Ausbildungsstand im Schritt, Trab oder Galopp ausführen.
  • Beginne mit Schulterherein auf einer langen Seite oder im Zirkel.
  • falls dein Pferd stabil läuft, kannst du zu Travers und Traversalen übergehen.
  • Wichtig: Die Seitengänge sollen flüssig ausgeführt werden, nicht stockend.

Trainingseffekt: Fördert Balance und Koordination, stärkt gezielt die Rumpfmuskulatur.

5. Bergauf & Bergabreiten (Geländetraining)

Ziel: Muskelaufbau der Hinterhand & Stabilisierung des Rückens

  • Suche dir sanfte Anstiege im Gelände.
  • Bergauf sollte dein Pferd mit aktiver Hinterhand vorwärtsgehen.
  • Bergab locker und gleichmäßig schrittweise herunterreiten, um die Muskulatur zu dehnen.
  • Diese Übung lässt sich auch gut vom Boden aus trainieren. Für Profis: Lasse dein Pferd rückwärts den kleinen Berg hoch- und hinuntergehen. Achte dabei auf ruhige, gleichmäßige Tritte und überfordere dein Pferd nicht.

Trainingseffekt: Kräftigt gezielt die Hinterhand und verbessert die Tragkraft.

6. Verstärkungen und Tempowechsel innerhalb der Gangarten

Ziel: Verbesserung der Kraft und Rumpfstabilität

  • Reite z. B. eine lange Seite verstärkt im Trab, danach zur kurzen Seite wieder versammeln.
  • Achte darauf, dass dein Pferd sich nicht auf die Vorhand legt, sondern aktiv mit der Hinterhand arbeitet.
  • Lass dir für diese Übung genug Zeit. Ein schnell laufendes Pferd bedeutet nicht direkt, dass es aktiv mit der Hinterhand unter tritt.
  • Dein Pferd sollte für diese Übung bereits losgelassen über den Rücken schwingen.

Trainingseffekt: Kräftigt die Muskulatur durch gezielte Impulse.

Diese Übungen helfen deinem Pferd, nach der Winterpause kontinuierlich Kraft und Ausdauer aufzubauen. Am besten kombinierst du verschiedene Einheiten für ein abwechslungsreiches Training.

Von Vorteil ist natürlich ein Reitlehrer oder ein anderer Beobachter, der dir vom Boden aus Feedback geben kann. 

Übrigens: Du willst mehr Ideen fürs Training oder bist in Vorbereitung für das nächste Turnier? Dann schau mal bei unseren Büchern vorbei: FN Verlag

Fazit

Nach dem Winter langsam beginnen

Der Frühling ist eine aufregende Zeit für Pferd und Reiter! Mit der richtigen Vorbereitung erleichterst du deinem Pferd den Fellwechsel, sorgst für eine ausgewogene Fütterung und baust die Muskulatur nach der Winterpause schonend auf. So startet ihr gemeinsam gesund und fit in die neue Reitsaison!